Hinrichtung einer jungen Frau im Iran

Wieder ist ein Todesurteil an einer jungen Frau im Iran vollstreckt worden. Am 2. Oktober wurde die 24-jährige Zeinab Sekaanvand im Zentralgefängnis von Urmia hingerichtet, weil sie beschuldigt wurde, ihren Ehemann getötet zu haben.

Der Vorfall:

Zeinab Sekaanvand stammte aus einem kleinen Dorf nahe der Stadt Maku in der Provinz West-Aserbaidschan. Im Alter von 15 Jahren (2010) wurde sie zwangsverheiratet. Sie erlebte zwei schmerzvolle Jahre, in denen sie von ihrem Ehemann auf das Übelste physisch und psychisch misshandelt wurde. Obwohl sie bei den Behörden mehrfach um Hilfe ersucht hatte, wurde dies ignoriert, berichtet auch Amnesty International.

Im Jahr 2012, Zeinab war 17 Jahre alt, wurde ihr Ehemann tot aufgefunden – und sie verhaftet. Bei der Polizei gestand sie den Mord an ihrem Ehemann zunächst. Ein Anwalt stand ihr damals nicht zur Seite. Später beklagte sie sich darüber, sie sei von den Polizisten schwer misshandelt worden und auf diese Weise sei ihr Geständnis erpresst worden.

Während der Gerichtsverhandlung 2014 widerrief sie ihr Geständnis. Sie beschuldigte stattdessen den Bruder ihres Ehemanns des Mordes. Der habe sie auch mehrfach missbraucht. Er habe ihr in Aussicht gestellt, sie nach islamischem Recht zu begnadigen, wenn sie die Verantwortung übernehme, berichtet Amnesty.

Das Gericht verurteilte Zeinab trotzdem zum Tode, obwohl sie zur Zeit der Tat erst 17 Jahre alt war. Der Möglichkeit, eine Jugendstrafe anzuwenden, schenkten die Richter dabei laut Amnesty keine Beachtung. Sie hätten jederzeit eine Todesstrafe abwenden können. Abgesehen davon verbieten Internationale Gesetze die Hinrichtung von Minderjährigen, die eine Straftat begangen haben.

Zeinab Sekaanvand trat am 11. Oktober 2016 in den Hungerstreik, zusammen mit vier anderen Frauen, die aus Protest gegen die Gefängniswärter ihre Zelle plünderten und ihre wenigen Habseligkeiten einschließlich ihrer Decken in der eisigen Kälte des Winters konfiszierten.

Das Frauenkomitee des Nationalen Widerstandsrates Iran verurteilt die Hinrichtung von Zeinab Sekaanvand aufs Schärfste. Am Vorabend des Welttages gegen die Todesstrafe fordert das NWRI-Frauenkomitee die internationalen Behörden und Organisationen, die sich für Menschenrechte und Frauenrechte einsetzen, auf, einzugreifen, um den unaufhörlichen Trend der Hinrichtungen im Iran zu stoppen. Iran hat sowohl die UN-Konvention über die Rechte des Kindes als auch den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte ratifiziert. Beide verbieten die Hinrichtung von Menschen, die zum Tatzeitpunkt minderjährig sind.

Werfen wir einen kurzen Blick hinter die Kulissen einer gewaltorientierten Männerdomäne, wie sie besonders seit dem Mullahregime in Iran herrscht. Die Armut treibt besonders Familien in ländlichen Regionen dazu, ihre minderjährigen Töchter zwangszuverheiraten. Die Gewalt von Seiten eines herrschsüchtigen und brutalen Ehemannes, dem die jungen Mädchen dann ausgesetzt sind, dringt selten nach außen. So wurde Zeinab Sekaanvand zum Opfer ihrer Armut und der frauenfeindlichen Gesetze eines menschenverachtenden Regimes, das eine frühe und erzwungene Heirat von Mädchen erlaubt. Den Grundstein dafür hat Chomeini damals gelegt, als er die Macht im Iran übernahm. Es war eine seiner ersten Untaten, die Frauenrechte aufzulösen und die Familiengesetze für die Frauen abzuschaffen, was zur Folge hat, dass noch heute eine Frau ihrem Mann total ausgeliefert ist und dass selbst seine Misshandlungen ihr gegenüber staatlich geduldet werden. Khomeini erlaubte auch, dass Mädchen bereits im Alter von 12 Jahren verheiratet werden dürfen, das heißt, die Pädophilie wurde durch ihn legalisiert.

Zeinab Sekaanvand ist die 84. Frau, die unter dem vom Westen als moderat eingestuften Präsidenten Rohani hingerichtet wurde. Sie war zum Zeitpunkt ihrer Hinrichtung 24 Jahre alt, hat also zuvor noch 7 Jahre in Haft verbringen müssen.

In der Nacht zum 1. Oktober 2018, gab Amnesty International eine Erklärung heraus, in der es hieß, dass nur noch wenige Stunden zur Verfügung stünden, um die Hinrichtung des kurdisch-iranischen Gefangenen Zeinab Sekaanvand im Zentralgefängnis von Urmia zu stoppen. Das Mullah-Regime schickte die junge Frau jedoch an den Galgen, ohne die internationalen Anrufe zu beachten. Zuvor war am 4. Juli 2018 eine weitere Frau im Zentralgefängnis von Urmia gehängt worden.

Philip Luther von Amnesty International sagte: "Die Hinrichtung von Zeinab Sekaanvand ist eine erschütternde Demonstration, dass das iranische Regime die Prinzipien der Jugendgerichtsbarkeit und der internationalen Menschenrechte missachtet." Es scheine so, als würde der Iran Exekutionen dieser Art zunehmend sehr kurzfristig ansetzen, um öffentlichen Widerstand zu verhindern. Den Eltern von Zeinab Sekaanvand wurde der Termin laut Amnesty erst am 1. Oktober mitgeteilt – einen Tag vor der Hinrichtung.

Laut Angaben ihres Bruders wurde der Leichnam ihrer Familie übergeben.

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Wie fühlen sich die Iraner, die im Exil leben und immer wieder erfahren müssen, was ihren Landsleuten in der alten Heimat geschieht? Es herrschen Hilflosigkeit und Trauer über das Mit-ansehen-müssen, wie demokratische Regierungen sich lieber ihre Pfründe sichern und Diktatoren hofieren, statt sich für Menschenrechte in den Unterdrückerstaaten einzusetzen. Das Vertrauen in Gerechtigkeit stirbt in diesen dunklen Tagen.

(P.S. unter Tränen geschrieben…)