Gebloggt
© Aramesh


Zwischen den Buchstaben schreibe
ich mein Leben und mit jeder Zeile
stirbt die Hoffnung wie eine vergessene
Blume, die sich in den Maschen
geheimer Drahtzäune verfängt.

Im Abstand von Sekunden öffnet
der Drache sein Maul, um
die Wahrheit zu verschlingen,
öffnen die Wunden ihre Münder,
um der Freiheit zu entsagen.

Die Häscher zügeln den Wind
und vor mir eilt die Zeit weitere
vierundzwanzig Stufen hinauf, um
in den Abendweg zu gleiten, dorthin,
wo das graue Tor ins Nichts führt.

Noch unreif werden meine Worte
von den Lippen gepflückt, fliegen
meine Gedichte durch den Äther,
verstummt meine Stimme unter
den Schlagstöcken der Gerechten.

gewidmet Nama Jafari, 2012

 

Nama Jafari ist ein iranischer Dichter, Schriftsteller und Blogger und war seit November 2007 Herausgeber der Webseite “35”, „die Stimme der unabhängigen Literatur des Iran", wo er viele Werke von Dissidenten, deren Werke vom iranischen Regime verboten waren, veröffentlichte. Sein erster Gedichtband, Ich bin der lustige Sohn von Picasso, war eines der ersten Bücher, dessen Veröffentlichung während der Präsidentschaftsperiode Mahmood Ahmadinedschads verboten wurde. Nama Jafari wurde zweimal wegen seiner Teilnahme an den friedlichen Massenprotesten gegen Präsidentschaftswahlen im Iran inhaftiert und gefoltert, obwohl er Krebs hatte. Zuletzt wurde er am 14. Februar 2012 in Teheran von Sicherheitskräften festgenommen und auf Kaution freigelassen. Jafari hatte unter dem Titel “Zusammenkunft an der Einzelzelle” Protestgedichte und Schriften über die Proteste nach der Präsidentschaftswahl von 2009 zusammengestellt. Als man ihn im August 2013 wieder drohte, ihn festzunehmen, beschloss er, das Land heimlich zu verlassen. Er lebt jetzt in Lillehammer.