Iran Dezember 2017/Januar 2018
Ende Dezember begannen die landesweiten Proteste in Iran gegen das korrupte und barbarische Mullah-Regime. Diesmal begannen sie nicht wie so häufig in Teheran, sondern in Mashhad und innerhalb kürzester Zeit gingen in mehr als 100 iranischen Orten Zigtausende auf die Straßen. Zunächst, um gegen Armut und Arbeitslosigkeit zu demonstrieren – dann gegen das Regime.
Die Proteste wurden durch einen Finanzskandal mehrerer Hedgefonds ausgelöst, die von reichen Mullahs betrieben wurden. Sie hatten viele Menschen mit hohen Versprechen (30 - 40% Zinsen) in die Fonds gelockt, um an ihr Erspartes zu kommen. Durch Korruption verschwanden die Anlagen und die Hedgefonds gingen Pleite, viele Menschen verloren ihr letztes Hab und Gut. Bereits im Vorfeld wurden immer mehr Korruptionsskandale bekannt.
Hinzu kommen die raketengleich in die Höhe schnellenden Preise, sodass selbst die Grundnahrungsmittel für viele Menschen schwer erschwinglich sind. So wird das Land von Korruption und Misswirtschaft gebeutelt. Gehälter werden seit Monaten nicht mehr gezahlt. Bankenpleiten erschüttern das Land. Viele Menschen haben ihre gesamten Rücklagen verloren. Die soziale Lebenssituation der meisten Iraner ist von großer Unsicherheit und Leid geprägt. Die Jugendarbeitslosigkeit – Iran hat die jüngste Weltbevölkerung (Durchschnittsalter 18 Jahre) – verunsichert die Menschen. Für unzählige Menschen besteht ihr Alltag aus dem verzweifelten Anrennen, einen Job zu finden, während sich bei einer schwindelerregenden Inflation von über 20% ständig alles verteuert. Der niedrige Ölpreis und die Sanktionen des Westens setzten der Wirtschaft weiter zu und schränkten die Möglichkeiten des Staates ein. Die Sanktionen waren jedoch zugleich eine gute Hilfspropaganda für den Staat, der die wirtschaftliche Misere auf das Feindbild Westen schieben konnte. Doch auch das Ende der Sanktionen brachte keinen neuen Aufschwung, außer dass einige korrupte Mullahs und ihr militär-ökonomischer Komplex der Revolutionsgarden sich bereicherten. Arbeiter in staatlichen Betrieben bekommen Monate lang keinen Lohn, die Gehälter des öffentlichen Dienstes halten nicht mit der Inflation mit. So kam es in den letzten Monaten zu immer mehr sozialen Protesten im Iran.Ein Ende aus dieser Misere ist nicht abzusehen. Besonders die Mieten in den Großstädten schießen seit Jahren pfeilartig in die Höhe, sodass für ihre Begleichung mitunter ein ganzes Gehalt herhalten muss. Ohne die Mitarbeit der Frauen wäre die Wirtschaft im Iran längst zum Erliegen gekommen. Dennoch fehlt vielen Familien das tägliche Brot auf dem Teller.
Das treibt die Menschen auf die Straße. Zuerst richtete sich der Ärger der Bevölkerung gegen die schlechte Wirtschaftslage, doch dann wuchs der Ärger immer mehr gegen ein Regime, das die Menschen seit nahezu 40 Jahren knechtet. Abgesehen von der gnadenlosen Unterdrückung und grausamen archaischen Strafen gegen die iranische Gesellschaft und ihren Widerstand, treibt das Mullah-Regime auch seinen Raubbau an Ressourcen weiter voran. Gelder fließen in Terrorismus, u.a. zur Untersütztung der Hisbollah im Libanon, um Israel massiv zu bedrohen, während die Teller der Bevölkerung im Iran leer bleiben. Für den Iran ist der Libanon einer der wichtigsten Außenposten in der Region. Mit der Hisbollah kontrolliert das Regime nicht nur die militärisch stärkste Einheit des Landes, sondern auch die politisch einflussreichste. Die Hisbollah wird leicht unterschätzt. Selbst wenn sie bei den Parlamentswahlen zu den schwächeren Parteien zählt, übt die Gruppe innerhalb der lokalen Strukturen des Libanons einen größeren Einfluss aus als alle anderen politischen Akteure. Das soll die Mullahdiktatur im Iran stützen.
Schon seit knapp 6 Jahren fließen Gelder in den brutalen Bürgerkrieg in Syrien und das Regime hält Diktator Assad fest die Treue, der nicht einmal davor zurückschreckt, sein eigenes Volk unter Beschuss zu nehmen. Lange hat Teheran geleugnet, aktiv im syrischen Bürgerkrieg mitzumischen. Doch die ständig wachsende Zahl gefallener Offiziere und Soldaten war ein deutlicher Beleg dafür, dass der Iran nicht nur verbal an der Seite von Präsident Assad stand. Inzwischen ist in der Islamischen Republik von mehr als 1.000 „Märtyrern“ die Rede, die auf dem syrischen Schlachtfeld getötet wurden.
Bereits 2009 gab es im Iran Massendemonstrationen gegen das Regime, die ich hautnah miterlebte. Schon damals ging die Bevölkerung geschlossen auf die Straße, um nach den gefälschten Wahlen zu protestieren und wurden durch die Mullahs und ihre Revolutionsgarden brutal niedergeschlagen. Die verhafteten Demonstranten verschwanden teilweise ohne Verhandlungen hinter Gefängnismauern wie im gefürchteten Evin-Gefängnis oder wurden zu langen Haftstrafen verurteilt. Doch das war nicht alles. Bei Verhören wurden durch Folter Geständnisse erzwungen. Unzählige junge Menschen wurden in den Gefängnissen vergewaltigt, gefoltert und zu Tode gequält und ihre geschundenen Körper irgendwo verscharrt, es sei denn, die Eltern oder andere Angehörige wahrten Stillschweigen über die Todesursachen. Nur dann erhielten sie die Leichen zurück, um sie zu begraben. Nach den Gefängnisaufenthalten haben sich viele junge Menschen das Leben genommen, weil sie ihr Trauma nicht überwinden konnten. Ich habe das nie vergessen, denn in mir lebt diese Erinnerung wie eine nie verheilende Wunde. In meinem Buch "Grüner Himmel über schwarzen Tulpen" habe ich auch darüber berichtet. Nie werde ich aufhören, an die Mordtaten dieser Kreaturen, die unser Land malträtieren, zu erinnern.
Nun sind die Menschen wieder auf der Straße und der sog. Gottesstaat unternimmt alles, ihre Proteste zu unterdrücken (s.Bild). Es hat seine eigenen Anhänger auf die Straße gesandt, um die Menschen zum Schweigen zu bringen.
Dennoch stehen die Demonstranten zu Tausenden auf den Straßen und rufen: „Nieder mit Rohani! Tod Rohani!“ oder „Steckt euer Geld nicht in Terrorismus! Gebt den Menschen Brot!“ oder „Nieder mit der Islamischen Republik!“ „Es lebe die Republik“ Rohani, der vom Westen so hofierte, angeblich moderate Präsident – ein ehemaliger Massenmörder der ersten Stunde – gibt sich gelassen. Doch da sind die vielen mutigen Menschen, die mit ihren Handys alles dokumentieren. Ich denke – hoffe – diesmal werden sich die Menschen nicht, wie im Iranischen Frühling 2009, auf friedliche Auseinandersetzungen verlassen und blindlings zur Schlachtbank führen lassen. Sie sind bereit, für die Freiheit zu kämpfen, die sie bereits 40 Jahre lang entbehren mussten! Die staatlichen Organe wie Pasdaran und Bassidsch schießen auf die Demonstranten. Schon 20 Menschen hat der Aufstand das Leben gekostet. Da die Machenschaften dieses Regimes nur allzu gut bekannt sind, kann man sicher sein, dass die Dunkelziffer erheblich höher ist.
B.N., 05.01.2018
Iran hat eine neue Gallionsfigur für diese Demonstrationen. Eine junge Frau hat mutig ihren weißen Schleier abgelegt und in einen Ast gehängt, Symbol für den Wunsch nach Freiheit und der Menschenrechte.
Mein Herz ist bei den Menschen im Iran, in der alten Heimat, die ich seit 2011 nicht mehr betreten habe – und nicht wiedersehen kann. Wird sich mein Wunsch nach einem freien Iran erfüllen, in dem die Menschen friedlich leben können? Werde ich Iran nun doch noch einmal wiedersehen?
Rohani indes zeigt sich nach außen hin versöhnlich und heuchelt Verständnis, um die Demonstranten mundtot zu machen, während hinter den Kulissen ein absolutes Handyverbot herrscht, das heißt, jeder der Aufnahmen macht, wird sofort inhaftiert. Öffentlich erklärt er den Medien: „Wir müssen ganz einfach die Tatsache akzeptieren, dass das Volk das letzte Wort hat“. Diese Scheinheiligkeit ist kaum zu überbieten. Die iranische Justiz jedoch lässt sich nicht so einfach auf scheinheiliges Gesülze herab und fordert kategorisch die Todesstrafe für die Rädelsführer der Demonstranten.
Wieder einmal muss eine Enttäuschung hingenommen werden. Die Demonstrationen wurden mit viel Druck von dem Regime beendet. 3.700 Demonstranten wurden festgenommen, berichtet die Nachrichtenagentur des iranischen Parlaments icana.ir unter Berufung auf den reformorientierten Abgeordneten Mahmud Sadeghi. Bisher war von 1.000 bis 1.800 Verhaftungen die Rede gewesen. Äußerlich hat sich nichts verändert und nach einer Depression unter der Bevölkerung - sie herrscht immer, wenn Gewalt ins Spiel gekommen ist - werden die Menschen gewiss wieder auf die Straße gehen. Immer wieder.
Ich bitte alle, die hier lesen, nicht die Augen nicht vor dem zu verschließen, was im Iran geschieht. Was das Land jetzt braucht, ist eure Solidarität, euer Mitgefühl, eure Verbundenheit, um weiter Energie daraus zu schöpfen. Die Freiheit müssen sich die Menschen im Iran selbst erkämpfen, ohne dass wieder die USA oder andere Mächte mitmischen und alles verderben. Iran braucht keine Besatzer, keinen Schah, keine kopftuchtragenden Terroristen. Iran braucht eine gesunde Demokratie ohne Mitwirkung der Religion!
B.N. 10.01.2018