Plenarprotokoll

Renata Alt (FDP):

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! 

 

Wer die Homepage des Auswärtigen Amtes aufruft, der liest dort – ich zitiere –: „Vor Reisen nach Iran wird gewarnt. Deutsche Staatsangehörige werden aufgefordert, Iran zu verlassen. Für deutsche Staatsangehörige besteht die konkrete Gefahr, willkürlich festgenommen, verhört und zu langen Haftstrafen verurteilt zu werden.“ Wir Deutsche können dieser Gefahr entgehen, indem wir dem Iran einfach fernbleiben; aber über 80 Millionen Iranerinnen und Iraner können und wollen ihre Heimat nicht einfach verlassen.

Die Proteste, die wir im Iran aktuell sehen, sind keine einfachen Proteste. Das, was im Iran gerade passiert, ist eine Revolution; es ist eine Frauenrevolution. 

 

(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN). 

 

Die iranischen Frauen kämpfen für die Freiheit, für die Selbstbestimmung, für ihre Menschenwürde. Wir müssen ihnen solidarisch zur Seite stehen und sie bei diesem Kampf unterstützen. Die iranischen Frauen haben keine Angst mehr. Auch wir dürfen keine Angst haben, gegen das iranische Regime klar Position zu beziehen. Seit dem Tod von Jina Mahsa Amini vor acht Wochen wurden bereits 300 Menschen bei den Protesten getötet, und 15 000 wurden verhaftet. Zwei Drittel der Abgeordneten im iranischen Parlament forderten harte Urteile gegen die Protestierenden, bis hin zur Todesstrafe. Auch der Sänger Saman Yasin wurde für die Teilnahme an Protesten zum Tode verurteilt. Parlamentarier, die die Todesstrafe für Demonstranten fordern, gehören für mich auf die Sanktionsliste, und zwar sofort. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD) Die ersten Sanktionen gegen den Iran wurden seitens der EU verhängt. Das reicht aber nicht. 

 

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

 

Frau Bundesministerin Baerbock, Deutschland muss beim Schutz der Menschenrechte entschlossener handeln! Die Entscheidungen, Sanktionen zu verhängen, dauern zu lange und sind zu zögerlich. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Feministische Außenpolitik bedeutet für mich, dass angesichts der gravierenden Menschenrechtsverletzungen und Repressalien im Iran umgehend weitreichende Sanktionen folgen.

Die Ampelkoalition legt heute einen Antrag vor, mit dem wir die Protestbewegung unterstützen und den Druck auf das Regime erhöhen wollen. Mir geht der Antrag aber nicht weit genug. Es müssen rasch weitere personenbezogene Sanktionen gegen führende Vertreter des Regimes und gegen die Revolutionswächter folgen. 

 

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Patrick Schnieder [CDU/CSU]: Sehr gut! Die Ampel kritisiert Frau Baerbock!)

 

Die USA und Kanada machen es vor, wie schnell gehandelt werden kann. Beide Länder haben wesentlich schneller effektive Sanktionen gegen Personen und Organisationen verhängt, die an der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten und an Tötungen beteiligt sind. Warum wartet Deutschland immer ab, bis andere den ersten Schritt machen?

 

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSUPatrick Schnieder [CDU/CSU]: Wunderbar!)

 

Frau Bundesministerin, das ist nicht die neue Außenpolitik, die Sie angekündigt haben. Mit dieser iranischen Regierung aktuell Verhandlungen über ein Atomabkommen führen zu wollen, ist für mich nicht nachvollziehbar. 

 

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Patrick Schnieder [CDU/CSU]: Sehr gut!)

 

Im Iran geht es gerade um das Ende des Mullah-Regimes. Das wünschen sich die mutigen Menschen im Iran. Wichtig ist, jetzt auch jene zu unterstützen, die Gewalt gegen Demonstranten dokumentieren und Beweismaterial gegen die Verantwortlichen für die Verbrechen sammeln. Wir müssen außerdem mehr tun, um demokratische Oppositionelle und besonders gefährdete Iranerinnen und Iraner in Deutschland vor dem iranischen Geheimdienst zu schützen. Auch die Rolle der iranischen Botschaft bei der Drangsalierung von Regimekritikern muss untersucht werden.

Für uns Freie Demokraten steht fest: Länder, die Menschen töten, weil sie für ihre Freiheit einstehen, dürfen nicht mit Samthandschuhen angefasst werden.

 

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

 

Wir dürfen nicht zulassen, dass diese Proteste blutig niedergeschlagen werden. Tun wir jetzt alles dafür, dass ein politischer Wandel und die langersehnte Freiheit für alle im Iran endlich Wirklichkeit werden!

 

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU –Patrick Schnieder [CDU/CSU]: Bravo, sehr gut!)